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Leseprobe
FREISLEBEN, Herbert B. (HG.):
THERAPEUTISCHE SPIELE im Förderunterricht mit sprachbehinderten
Kindern.
Enthält:
LENK, Edith: Spiel mit Fingerpuppen. Ein Weg zur individuellen und
ganzheitlichen Förderung sprachentwicklungsverzögerter Kinder.
HÄUSSLER, Margitta: Die Bedeutung des Orff-Schulwerks und seine Einsatzmöglichkeiten
bei der Förderung sprachbehinderter Kinder aufgezeigt am Beispiel
einer Sigmatismustherapie.
WALDE, Ursula: Das Frostigprogramm in seiner multisensoriellen Umsetzung
auf die Förderung entwicklungsverzögerter Kinder.
WORZER, Emma-Margarete: Fördern mit Bildern in selbst erstellten Arbeitsblättern
an der Schulvorbereitenden Einrichtung für Sprachbehinderte.
(Seite
8)
2.3 Individuelle und ganzheitliche Fördermaßnahmen im Spiel
mit Fingerpuppen
Fingerpuppenspiel schafft Identifikation
Sobald ein Kind eine Puppe (gleich welcher Art) in die Hand nimmt,
identifiziert es sich mit der Figur. Es verliert seine Scheu, legt
Hemmungen ab, spricht unaufgefordert nach bzw. mit und spricht häufig
symptomfrei. Nicht das Kind spricht, sondern die Puppe. Mögliches
Fehlverhalten wird deshalb der Puppe angelastet. Mit der Puppe darf
das Kind auch Dinge tun, die ihm sonst versagt bleiben. Auch wenn
sich das Kind von seiner Zuschauerrolle noch nicht lösen konnte, identifiziert
es sich in irgendeiner Weise mit der Figur (es möchte Dinge ebenso
tun, es freut sich mit der Puppe oder durchlebt ihre Ängste).
Felix Fröhlich unterscheidet beim Stottern zwei Arten der Identifikation:
- nicht der Stotterer spricht, sondern die Puppe.
- Der Stotterer spielt sich selbst und stellt im Spiel seine Nöte
dar,
(Ansatz der Psychotherapie).
Häufig gelingt es dem Stotternden im Figurenspiel störungsfrei zu
sprechen. Der englische Puppenspieler A. R. Philpott kommt durch sein
improvisiertes Spiel mit Puppen (Stegreifspiele von Kindern - die
Kinder spielen ihre Geschichte) zur Schlußfolgerung, daß sich die
Spieltherapie-Methode für Kinder am besten eignet. Catherine Hollingworth
beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit bestimmten Arten des Stammelns
und Stotterns. Projiziert man die eigene Persönlichkeit (Sprachstörung)
in die Puppe hinein, so werden Sprachauffälligkeiten, die auf Angewohnheiten
beruhen, am einfachsten beseitigt.
Beispiel: Die Puppe spricht "t" für "k". Das Kind setzt sich mit der
nicht richtig sprechenden Puppe auseinander. Text
(LENK, Edith)
(Seite
56)
2.5.1 Bedeutung des Schulwerks bei der Therapie von Teilleistungsstörungen
2.5.1.1. Förderung im motorischen Bereich
durch den Einsatz des Körpers als Instrument z.B. beim Klatschen,
Patschen, Stampfen eröffnen sich viele Möglichkeiten zur bewußten
Körperwahrnehmung. Das Kind erfährt handelnd, durch Bewegung seiner
Hände, Arme oder Beine Funktionsmöglichkeiten einzelner Körperteile.
Bei Spielliedern oder einfachen rhythmischen Bewegungsübungen lernt
das Kind, sich im Raum zu orientieren, den eigenen Körper als Ausdrucks-
und Gestaltungsmöglichkeit zu akzeptieren und einzusetzen. Es empfindet
seine Lage im Raum, seine Richtung, macht seine subjektiven Bewegungserfahrungen.
Neben den Übungen zur Körperwahrnehmung und Körperschema stehen ebenso
wichtig, die Koordinationsübungen. Die Kinder lernen Bewegungen der
Gliedmaßen, z.B. Arm und Bein, oder Hand und Hand aufeinander abzustimmen
und zu steuern (z.B. die Kinder laufen und klatschen im Rhythmus dazu).
Gleichgewichts- und Haltungsübungen, sowie das Üben der Grundbewegungsarten
wirken ständig und verbessern die Bewegungssicherheit.
Man würde Orff und seiner Grundidee nicht gerecht, würde man an dieser
Stelle nicht näher auf den Kindertanz und einfache tänzerische Bewegungsformen
eingehen. Oft genügt ein Impuls und die Kinder beginnen sich entweder
allein im Kreis zu drehen oder mit einem Partner rhythmisch zu hüpfen.
Bereits aus diesen beiden "Bausteinen" läßt sich ein einfacher Kindertanz
gestalten.
(HÄUSSLER,
Margitta)
(Seite
135)
3. Die Bedeutung des Frostigprogramms im Rahmen einer
multisensoriellen Förderung
3.1 Die Bereiche der visuellen Wahrnehmung, ihre Störungen und
deren Auswirkungen auf das Erlernen der Kulturtechniken
Eine ungestörte visuelle Wahrnehmung ist für das Erlernen der Kulturtechniken
von besonderer Bedeutung. Untersuchungen haben bewiesen, daß Kinder
mit Lese- und Rechtschreibschwächen häufig Ausfälle in diesem Wahrnehmungsbereich
haben. Aber auch sprachgestörte Kinder haben im Gegensatz zu normal
entwickelten Kindern häufig Ausfälle in diesem Bereich. Deshalb ist
es wichtig, sprach- und entwicklungsverzögerte Kinder in der visuellen
Wahrnehmung zu fördern, bevor sie in die Schule kommen. Marianne Frostig
unterscheidet bei der Förderung der visuellen Wahrnehmung fünf Bereiche,
die für das Erlernen der Kulturtechniken besonders wichtig sind. Jedes
Übungsblatt ist einem dieser Bereiche zugeordnet:
- Visuomotorische Koordination (=VM)
- Figur-Grund-Wahrnehmung (=FG)
- Wahrnehmungskonstanz (=WK)
- Wahrnehmung der Raumlage (=RL)
- Wahrnehmung räumlicher Beziehungen (=RB)
Frostig mißt der visuellen Wahrnehmungsförderung im Vorschulalter
besondere Bedeutung bei, da sich ihrer Meinung nach die Wahrnehmungsfähigkeit
eines Kindes im Alter zwischen dreieinhalb und sieben Jahren besonders
stark entwickelt. Diese fünf Bereiche machen nicht den Gesamtprozeß
der visuellen Wahrnehmung aus, sondern sie sind nach Frostig für das
Erlernen der Kulturtechniken von besonderer Bedeutung. Es wird dadurch
ein pädagogischer Ansatz aufgezeigt, wie durch eine Präventivmaßnahme
Lernstörungen verhindert oder eingeschränkt werden können.
(WALDE,
Ursula)
(Seite
184)
2.1. Übungen zur visuellen Wahrnehmungsförderung
2.1.1. Übungen zur visuomotorischen Koordination (VM)
Die visuomotorische Koordination beinhaltet die Fähigkeit, das Sehen
- die visuelle Zielgerichtetheit - mit der Bewegung der Hände, der
Beine oder der Füße zu verbinden. Sie ist sehr eng mit der Propriozeption,
der Sensomotorik und den Subfaktoren Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne
verbunden. In den folgenden Beispielen besteht die Koordinationsaufgabe
darin, daß die Augenbewegungen der Stiftführung folgen sollen und
korrigierend auf sie einwirken. Die Stifthaltung soll mit dem sog.
Tripotengriff erfolgen.
(WORZER,
Emma-Margarete)
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