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Leseprobe
WILGERMEIN, Johanna:
Metasprachliches Bewußtsein. Entwicklung, Besonderheiten
beim sprachbehinderten Kind und pädagogische Implikationen.
(Seite 50)
3. Die Entwicklung des metasprachlichen Bewußtseins - Grundlinien,
Beziehungen, Funktionen
Ebenso wie die Sprachentwicklung eines jeden einzelnen Kindes immer
wieder von neuem etwas Einzigartiges und Wunderbares ist und sich
allgemeingültig hier lediglich Tendenzen aufzeichnen lassen, wird
es auch bei der Entwicklung des metasprachlichen Bewußtseins nur möglich
sein, grundlegende Tendenzen zu beschreiben, dies insbesondere auch
aus dem Grund, weil hier die Fortschritte nicht direkt ablesbar sind,
sondern nur indirekt erkennbar. Da eine separate Beschreibung oder
deskriptive Erfassung der meta-sprachlichen Entwicklung als wenig
sachgerecht erscheint, weil wir immer deutlicher die dynamischen Interdependenzen
zwischen den verschiedenen Entwicklungsbereichen sehen und diese wechselseitigen
Beziehungen einerseits zunehmend untersucht, andererseits aber immer
mehr auch in die Planung der sprachtherapeutischen Intervention mit
aufgenommen werden und hilfreiche Effekte daraus abgeleitet werden,
wird es als notwendig erachtet, zunächst einen Einblick zu geben in
die wechselseitigen Beziehungen zwischen einerseits dem metasprachlichen
Bewußtsein und kognitiven Prozessen und andererseits dem metasprachlichen
Bewußtsein und der primärsprachlichen Entwicklung sowie auch diesbezüglich
unterschiedlichen theoretischen Ansatzpunkten.
3.1 Kognitive Prozesse und metasprachliches Bewußtsein - verschiedene
Sichtweisen der notwendigen Voraussetzungen, gegenseitige Wechselwirkungen
In
der psychischen Entwicklung des Kindes spielen die Entwicklung kognitiver
Fähigkeiten und die Entwicklung der Sprache eine zentrale Rolle.
Beide Aspekte sind nicht voneinander zu trennen. "Sprache erfüllt
nämlich nicht nur eine kommunikative, sondern auch eine vielschichtige
kognitive Funktion." (DANNENBAUER, 1983, S. 179). Wenngleich
der Zusammenhang zwischen Sprache und Kognition im wesentlichen doch
unbestritten ist, gehen die Ansichten über die Art dieses Zusammenhangs
auseinander. (vgl. z.B. DANNENBAUER, 1983; RICE & KEMPER, 1984). |
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