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Leseprobe
JACOBSEN, Gerd: Prävention des Stotterns.
Ein Programm zur Prävention und Therapie von beginnendem und
chronischem Stottern bei Kindern im Kindergarten- bzw. Vorschulalter
und bei Grundschülern.
(Seite 21)
4.5.2
Vorteile durch das Stottern
Ein
Kind kann - so merkwürdig das zunächst erscheinen mag -
Vorteile durch die Laut- und Silbenwiederholungen bzw. durch das Stottern
erleben. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Kind bemerkt,
daß es mehr Aufmerksamkeit bekommt, wenn es mit Unflüssigkeiten
spricht, als wenn es flüssig redet. So kann es sein, daß
Eltern sofort die Arbeit unterbrechen, wenn das Kind sie mit Unflüssigkeiten
anspricht. Wenn das Kind dagegen flüssig redet, setzen sie ihre
Tätigkeit fort. Auch kann es sein, daß ein Kind erlebt,
daß es seine Belange leichter durchsetzt, wenn es unflüssig
spricht. Bei fortgeschrittenem Stottern entsteht mit zunehmendem Störungsbewußtsein
bei einigen Kindern das Bedürfnis, daß ihnen schwierige
und für sie unangenehme Sprechsituationen von den Eltern abgenommen
werden. Auch dies ist in Grenzen ein Vorteil des Stotterns, da auch
flüssig sprechende Kinder bestimmte Situationen als unangenehm
empfinden, ihnen das Sprechen aber nicht abgenommen wird. Für
die Altersstufe von Kindergarten-, Vorschul- bzw. Grundschulkindem
hat aber in der Regel eher das zuerst genannte Problemfeld Bedeutung.
Die durch die Unflüssigkeiten gewonnene Aufmerksamkeit oder Zuwendung
wirkt als Verstärker, die Unflüssigkeiten beizubehalten.
Vorgehensweise:
Es ist wichtig, die Eltern auf dieses Problem hinzuweisen, da sonst
die Gefahr besteht, daß sie durch wohlgemeinte, sorgenvolle
Zuwendung genau das Gegenteil von dem erreichen , was sie eigentlich
wollen. Ziel ist es, den Eltern die Notwendigkeit zu erläutern,
immer mit einem für die entsprechende Situation angemessenen
Maß an Zuwendung und Aufmerksamkeit dem Kind zu begegnen.
In dieser Beratungsphase werden die Eltern für dieses Problem
sensibilisiert. Durch die aus den anderen Beratungsphasen erwachsenen
Handlungsvariationen wird eine grundsätzlich kindesentwicklungsfördernde
Haltung der Elter erreicht, so daß in der Regel keine intensive
Handlungsvariationsarbeit an dieser Stelle notwendig erscheint.
Sollte dies doch der Fall sein, so steht dafür der Zusatzbogen
1 zur Verfügung. Das Arbeitsblatt 11 "Vorteile durch das
Stottern", beschränkt sich darauf, durch Informationen
und gezielte Fragen die Eltern für dieses Problemfeld zu sensibilisieren
und für Beobachtungen zu motivieren bzw. die Beobachtungen
zu unterstützen.
Material:
Arbeitsblatt 11 "Vorteile durch das Stottern "Beobachtungsbogen,
Zusatzbogen
(Jacobsen, Gerd)
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