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Leseprobe

Sarembe, Katrin:

SOS-Kinderdorf: Analyse eines Fremdunterbringungskonzepts. Geschichte und Weiterentwicklung einer Idee.

(Seite 13)
3 Geschichte der Fremdunterbringung
Die Geschichte der Fremdunterbrinung kann nicht als lineare Entwicklung begriffen werden. Vielmehr ist sie - vereinfacht beschrieben - über die Jahrhunerte hinweg die "immer neue Variation zweier grundlegender Lösungsansätze für das Problem, das Aufwachsen und die Erziehung von Kindern und Jugendlichen außerhalb ihrer Herkunftsfamilie zu organisieren" (FREIGANG/WOLF 2001, 13). Auf der einen Seite gab es das Modell der Pflegefamilie mit der Nutzung einer bereits vorhandenen Primärgruppe. Die andere Lösung bestand in der künstlichen Herstellung einer solchen oder eines adäquaten Ersatzes durch die Schaffung einer Institution, eines Heimes oder einer Anstalt. Zeitweise ergänzten sich beide Muster, über längere Strecken hinweg lagen sie aber im Streit miteinander. Die Organisationsform Kinderdorf steht zwischen Pflegefamilie und Anstalt. Die Vorteile beider Modelle sollten miteinander verbunden werden. Vorbereitet wurde das Kinderdorf durch sog. Rettungshäuser und die Rettungshausbewegung. Die ersten Rettungshäuser entstanden im Zeitalter des Pietismus und setzten den Erziehungsgedanken an die Stelle der Bewahrung. Allmählich kristallisierte sich eine Orientierung am Ideal der familienähnlichen Unterbringung innerhalb der öffentlichen Ersatzerziehung heraus, die ihren Höhepunkt in der Kinderdorf-Bewegung und den Kinderdörfern erreichte. Gedanklich wurde die Kinderdorf-Bewegung schon Jahrhunderte zuvor vorbereitet, durchgesetzt hat sich das Kinderdorf jedoch erst Mitte des 20. Jahrhunderts.
Nachfolgend wird die historische Entwicklung der Fremdunterbringung nachgezeichnet, fokussiert wird dabei das Hin- und Herpendeln zwischen den beiden Alternativen Anstalt und Pflegefamilie. Innerhalb der institutionellen Erziehung wird die Entwicklung vom Rettungshaus zum Kinderdorf besonders berücksichtigt.

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